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Dat Wasser von Linde ess jood

In Eimern und Krügen mussten unsere Vorfahren das Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen aus Brunnen oder Quellen schöpfen und ins Haus holen. Kaum hätten ihnen die Pumpen genützt, die heute massenweise in den Heimwerkermärkten zu haben sind, denn auch die Stromversorgung steckte noch im Anfangsstadium. Glücklich preisen konnte sich, wer das Wasservorkommen im Haus hatte. In der Regel befanden sich die Brunnen aber außerhalb und die Qualität das Wassers war nicht selten von nahe gelegenen Misthaufen und Fäkalgruben beeinträchtig. In regenarmen Zeiten fielen die Quellen trocken und das Wasser musste über weite Wege mit so genannten Wassereseln - geschulterten Jochbalken, an denen zwei Eimer hingen - von den Wasserläufen herangeschleppt werden.

 

Einer für alle - alle für einen

 

Die Anlage einer zentralen gemeinschaftlichen Wasserversorgung war für die Menschen des Kirchdorfes Linde ein Segen und stellt einen Meilenstein in der Ortsentwicklung dar. Damals schlossen sich 14 Haus- und Grundbesitzer zur Wasserleitungsgenossenschaft GmbH zusammen, die am 21. Januar 1904 in das Genossenschaftsregister Nr. 15 eingetragen wurde. Der Kaufmann Johann Müller, der Schmied Heinrich Pohl und der Landwirt Wilhelm Müller bildeten den ersten Vorstand. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern zählten sieben Landwirte, ein Schuster, ein Land- und Gastwirt, eine Gastwirtin sowie eine Land- und Gastwirtin.

 

Wertvolle Wasservorkommen

 

Zur Wassergewinnung wurde von Hachenbergs zu Waldbruch das Quellgebiet käuflich erworben. Das Sammelbecken in Waldbruch war zweieinhalb Kilometer von Linde entfernt. Der Hochbehälter südwestlich vom Dorfe befand sich auf einer von Wilhelm Müller erworbenen Parzelle und fasste 60 Kubikmeter. In Quellfassung und Hochbehälter wurden 15.619,40 Mark investiert. Die Gemeinde Lindlar unterstützte das Projekt indem sie für das Darlehen der Landesbank Rheinprovinz bürgte. Es belief sich auf 10.000 Mark und war mit 3,5 % zu verzinsen. 1935 kam eine weitere Quelle hinzu.

 

Wie eine Wasserfamilie

 

Die Anschlussnehmer bildeten quasi eine Familie, deren Oberhaupt von 1935 bis 1980 der Vorsitzende und Geschäftsführer Johann Burger war. Beharrlich widersetzte er sich ab 1937 den Absichten der Machthaber, die Genossenschaft aufzulösen. Umsichtig und bedarfsorientiert kam es 1952 zum Bau einer neu konzipierten Wasserversorgungsanlage. Dabei wurde die Genossenschaft formell in den Wasserbeschaffungsverband Linde-Scheurenhof überführt, ohne jedoch den bewährten Genossenschaftsgedanken aufzugeben. Für die Quellfassung und das Pumpenhaus in Mittelbreidenbach, den Hochbehälter in Frangenberg und Leitungen nach Linde und Scheurenhof wurden 120.000 DM aufgebracht.

 

Zukunftsweisender Ausbau

 

Gut besucht sind die alljährlichen Jahreshauptversammlungen des Wasserbeschaffungsverbandes, wobei auf breiter Basis prägende Entscheidungen getroffen werden. Als maßgebliche Schritte der Fortentwicklung sind der Anschluss von Müllersommer, der Ausbau der Ortsdurchfahrt K-29, die Bohrung eines neuen Tiefbrunnens in  Mittelbreidenbach, der Einbau einer Druckerhöhungsanlage, die Sicherung der Löschwasserversorgung und die Erschließung der neuen Baugebiete Auf dem Flux und In der Korbich zu nennen.
Im Laufe der Zeit hat das Leitungsnetz ein Ausmaß von etwa 12 Kilometern erreicht. Fast 300 Anschlussstellen dienen dazu, mehr als 1.100 Bürger mit Wasser zu versorgen. Die jährliche Wasserförderung beträgt ungefähr 55.000 cbm. Die Leistungsreserve liegt bei 20.000 cbm. Von 1980 bis 2003 oblag Josef Burger die Geschäftsführung. Wenn die Bewohner von Linde in diesem Jahr die Zapfhähne aufdrehten, ist ihnen kaum bewusst geworden, dass ihnen Jubiläumswasser entgegenströmte. Der neue Vorsitzende Klaus-Jürgen Bähr wurde von der Tatsache überrascht, den Verband ins hundertjährige Bestehen geführt zu haben. Beim offiziellen Jahresabschluss 2004 soll das Jubiläum jedoch gebührend gewürdigt werden.

 

Ständige Kontrolle - Sicherheit für die Verbraucher

 

Die Güte des Linder Wassers unterliegt der ständigen Kontrolle. Durch den Eigenbetrieb ist es verhältnismäßig preiswert. Wenn auch bisweilen über den hohen Kalkanteil geklagt wird, zu dessen zentraler Reduzierung noch keine Lösung gefunden wurde, so kann man sich getrost dem Schlagerhit anschließen: „Dat Wasser vunn Linde es jood!“