Verantwortungsbewußt, aufgeweckt und engagiert - Junge Menschen, die sich ehrenamtlich für andere einsetzen
Grilldüfte weisen den Weg zu einer munteren Schar junger Menschen, die einen lauen Sommerabend im Juli 2010 am Pfarrheim Linde zu ihrem Treffen nutzen. Es ist das Leiterteam der KLJB-Freizeit "St. Joseph" Linde. Sie wirken entspannt und fröhlich und das hat seinen guten Grund – ein geselliges Verschnaufen vor dem großen Einsatz, zu dem sie sich seit Monaten vorbereitet haben. Die von der Kirchengemeinde St. Joseph Linde organisierten Jugendfreizeiten in Oberau/Tirol sind zur Tradition geworden. Initiiert und arrangiert durch den Gemeindereferenten Willi Broich werden sie seit 16 Jahren angeboten.
Dass ein Ferienlager immenser Vorarbeit bedarf, liegt klar auf der Hand. Insbesondere unter dem sozialen Aspekt, auch benachteiligten Jugendlichen einen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. Neben den klassischen Rahmenbedingungen, der erschwinglichen Finanzierung, dem reizvollen Ziel und der soliden Unterkunft kommt der ehrenamtlichen Betreuung, wie sie das Linder Leiterteam erfüllt, eine unerlässliche Bedeutung zu.
Was bewegt junge Menschen zum Mitmachen? Der zwanzigjährige Daniel Huth erklärt spontan, dass ihm die Wichtigkeit beim eigenen Erlebnis des Lagerlebens bewusst geworden sei. Aus seinen Augen spricht die Begeisterung, sich nun selbst als Betreuer eingebracht zu haben. Seit Herbst vergangenen Jahres gab es acht Vorbereitungstreffen und ein Schulungswochenende in Altenberg.
Versorgt mit organisatorischen, künstlerischen, sportlichen, religiösen, pädagogischen und rechtlichen Unterweisungen, mit Gesundheits- und Ernährungstipps, kommt es entscheidend auf die besonnene und couragierte Umsetzung an. Ein Hit verspricht das von Svenja Göttfert (17) und Alina Klöckner (16) arrangierte Lagerlied 2010 zu werden. Begeistert fällt die Runde in die ohrgängige und originelle Weise ein. Energisch betont die Runde den prinzipiellen Verzicht auf Handys und banale Unterhaltungselektronik. "Zum Musizieren haben wir eigene Tonkünstler, wie Jonas Tebroke (17) mit seiner Trompete oder Tim Haase (17) dabei."
Katrin Schätzmüller (19) erinnert an noch anstehende Einkäufe. Angefangen von den Bastelmaterialien für kreative Workshops bis hin zum beliebten Fingerfood für zwischendurch ist für alle erdenkbaren Fälle vorzusorgen. Joelle Breidenstein (16) verweist stolz auf das Konzept der Tagesabläufe und legt gleich den Finger an den Mund, um keine Überraschungen zu verraten. Eines ist sicher, für alles muss man vorsichtshalber Alternativen und Improvisationen im Hinterkopf haben. "Für die Leiter ist es nicht immer nur Freude pur".
Nicht zu unterschätzen ist der pädagogische Umgang mit den Kindern. Selbst gerade den Kinderschuhen entwachsen, gilt es mit Heimwehkranken und Mobbingopfern umzugehen. Mirjam Broich (19) weiß auch um die Aufgabe, Typen und Charakter einzuschätzen und Gruppenharmonien herzustellen. Schließlich sollen alle ein stressfreies Dasein genießen, imaginär bewahrt von bewährten Grenzen, Rechten und Pflichten. In frischer und fröhlicher Art hat sich Diakon Edward Balagon zum Fahrtenteam gesellt. Zur beiderseitigen Freude steht er den Reisenden während der ganzen Zeit seelsorgerisch zur Verfügung.
Das diesjährige Lagermotto lautet: "Zauberwelt im Zauberwinkl" – abgeleitet vom Namen des bewährten Ferienhauses in der idyllischen Wildschönau. Bedingt durch die Schnelllebigkeit der Jugendzeit ist der Blick auf die Zukunft ausgerichtet. So haben die jungen Betreuer bereits Nachfolger im Blick, ehe sie selbst durch Ausbildung und Beruf dem Ehrenamt entwachsen. Sieben Mädchen und sieben Jungen konnten sie für die gute Sache begeistern, um ihnen beim "Learning by Doing" praktische Tipps und Ansporn zu vermitteln.
Doch zunächst lassen sie sich die leckeren Schnitzel schmecken und wiegen sich in der Zuversicht auf fröhliche und erlebnisreiche Wochen im Zauberwinkl. Eines steht aber auch fest, dass die Ferienfreuden weit über das Lagerleben hinaus nachwirken. Man lernt sich kennen, knüpft soziale Kontakte. Die Fototreffen im Herbst sind gleichsam für Kinder und Eltern ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft, wobei neben dem Austausch von Erinnerungen auch manches Fundstück zu seinem Besitzer zurückfindet.