Mit der 175er Dürkopp auf Brautschau in Försters Rasthaus zu Bruch
Dass zwei Bräute nicht das alleinige Vorrecht der Seeleute sind, stellt der aus Mittelbreidenbach stammende Erich Kremer (74) unter Beweis. Er brachte vor fünfzig Jahren seine Trompete mit in die Ehe. Über ein Brautgeld für seine in Bersten gebürtige Frau Anneliese (70), ist nichts bekannt, dafür erinnert man sich an die unmittelbar nach dem Krieg herrschende „Knollenwährung“, an sechs Zentner Kartoffeln, mit denen er 1947 das heiß geliebte Instrument in Kürten freite.
Die Wege von Erich Kremer und Anneliese Delling, die sich am 27. Juli 1957 in der Pfarrkirche „St. Joseph“ das Ja-Wort gaben, kreuzten sich im Kirchspiel Linde bereits von Kindheit an. Sie erinnern sich gerne ihrer Schulzeit in der Katholischen Volksschule des Ortes.
Erich Kremer erlernte von 1949 bis 1952 das Schmiede- und Schlosserhandwerk bei Meister Willi Anhalt in Pohl’s Schmiede an der Alten Dorfstraße, die heute im Freilichtmuseum zu besichtigen ist. Mit seinen erlernten Fähigkeiten bewährte er sich jahrzehntelang im Straßenbau- und Steinbruchunternehmen Pack und seine Meißel rückten im Linder Steinbruch bis 1986 sogar dem schwarzen Marmor zu Leibe. Vor seinem Ruhestand wirkte er 8 Jahre im Kunststoffwerk Linde am Alten Bahnhof als Qualitätsprüfer.
Anneliese Kremer wuchs in der elterlichen Landwirtschaft auf und machte sich in „Försters Rasthaus“ zu Bruch nützlich. Auf der heutigen L-284 ging es damals, als die Spatzen auf den Straßen noch etwas zu picken fanden, wesentlich geruhsamer zu. Mobilisiert mit einer 175er Dürkopp kehrte Erich Kremer gerne dort ein, um die nette Hauswirtschafterin zu Spritztouren oder Kinobesuchen zu entführen. Die Heirat und drei stramme Jungen waren die Folge.
Seit 35 Jahren ist Anneliese Kremer dem Sportverein Linde verschrieben. Rund um das Vereinsheim leistet sie unverzichtbare Dienste und findet ihre Freude in der Damen-Gymnastikgruppe. Erich Kremer ist nebenbei seiner Trompete treu geblieben - zu Prozessionen, Kirmesfreuden und Erntezügen, sowie bei der Mitbegründung des Musikvereins Linde, dem er bis zu seinem 50jährigen Trompeterjubiläum 1997 angehörte. Zu den schönsten Erinnerungen zählen die sporadischen Momente, die Blasmusik vom „Hührbösch“ aus ins stille Breidenbachtal erschallen zu lassen. Im Traditionstrio wird heute noch alljährlich der eigene Martinszug zu Müllersommer angeführt.
Die Nachbarn, Freunde und die ganze Dorfgemeinschaft Linde finden sich am Donnerstag, 26. Juli, 19:30 Uhr zum Goldhochzeitsständchen in Müllersommer ein. Selbstverständlich sind auch die Verwandten und die Nachkommenschaft der Goldjubilare mit 5 Enkelkindern dabei. Die Dankmesse ist am Freitag, 27. Juli, um 17 Uhr in der Pfarrkirche „St. Joseph“ Linde.